Ottweiler – „Ich hatte schon immer den Wunsch, meinen
Glauben mit meinem Beruf zu verbinden. Ich wollte Zeugin meines Glaubens
sein”. Wer sich mit Carolin Godderis unterhält, merkt, wie intensiv sie
sich mit ihrem eigenen Glauben auseinandersetzt. Die 27-Jährige wird am
29. August durch Weihbischof Jörg Michael Peters zur Gemeindereferentin
im Bistum Trier beauftragt.
Vor ihrem Abitur in Kastellaun war sie als Messdienerin, Lektorin und
als Betreuerin bei Ferienfreizeiten in Rheinböllen aktiv, da könnte man meinen, dass
die berufliche Entscheidung schnell klar war. Doch es schlugen zwei
Herzen in Godderis’ Brust: Ihre Eltern, beide im
betriebswirtschaftlichen Bereich unterwegs, haben ihr die Liebe zu
Zahlen und Verwaltung vererbt. So war sie während des Studiums der
Praktischen Theologie in zwei Welten unterwegs: In Mainz hat sie während
der Studienzeit im Kolleg gelebt und konnte Leben und Glauben mit
Studierenden aus den Bistümern Mainz, Speyer, Limburg und Trier teilen.
Parallel dazu hatte sie ihren Nebenjob in der Personalabteilung der
Uni-Klinik und dort die Möglichkeit, in die Verwaltungswelt
einzutauchen. „Auch dieses Arbeiten hat mir unheimlich viel Freude
gemacht. Es war ein Ringen”, erinnert sie sich. Die Entscheidung fiel
dann während ihrer Thailand-Rundreise, die sich an ihr Studium
anschloss. Hier erreichte sie der Anruf, dass sie einen Platz im
Pastoralkurs, so nennt man die dreijährige Ausbildung im pastoralen
Dienst, bekommen kann. „Da habe ich mir gesagt: Es soll so sein, lass
dich darauf ein, das wird bestimmt gut. Ab da begann eine Reise, die
will ich nicht mehr missen”, beschreibt sie den weiteren Ausbildungsweg.
Das erste Jahr der Ausbildung verbrachte sie in Mayen. Die
Gemeindereferentin Evelyne Schumacher betreute sie, wurde zu ihrer
Mentorin und prägte sie intensiv: „Sie lebt mit Leidenschaft für ihren
Job, das hat mich mitgerissen.”
Godderis schätzt an ihrem Beruf die vielen Möglichkeiten, die sich ihr bieten. Sie ist gern mit jungen Erwachsenen unterwegs, aber auch die Arbeit mit Familien, mit den Eltern und Kindern, macht ihr viel Freude. Für all die Themen hat sie nun nach der Ausbildungszeit an ihrem Einsatzort in der Pfarreiengemeinschaft Ottweiler mehr Zeit, weil der Prüfungsstress vorbei ist. „Ich kann mit den Menschen in Kontakt sein und mich mit ihnen über den Glauben austauschen. Es ist schön, zu sehen, dass die Arbeit anderen gut tut.” Im Mittelpunkt stehen dabei immer die Menschen, für die sie arbeitet. Wie muss sie die Angebote gestalten, damit sie Interesse wecken?
Eine große Bereicherung für sie ist, dass sie schon sehr lange über
den katholischen Tellerrand hinausschaut und auch Glaubenserfahrungen in
einer evangelischen Freikirche in Simmern sammeln konnte: „Während ich
das Katholische vor allem damit verbinde, dass es für das Majestätische
von Gott steht und dafür, dass er einfach größer ist, als wir uns das
vorstellen können, haben mir meine Erfahrungen in der Freikirche den
Freund Jesus nahe gebracht. Ich brauche beides.” Sie kann auch erklären,
wie die Räumlichkeiten der jeweiligen Kirchen diese Erfahrung
bestätigen: „In der katholischen Kirche wird durch das Kirchengebäude
und die Liturgie der Gottvater bewusst, der über mich wacht und nur das
Beste für mich will – im Gegensatz zu den freikirchlichen
Gemeinderäumen, die eher für Treffen und Austausch ausgestattet sind.”
Gerade ihre Lieblingsfächer Dogmatik und Exegese, also die Beschäftigung mit den Glaubensgrundsätzen und der Interpretation der Bibel, hat ihr die Weite und Offenheit der katholischen Lehre vor Augen geführt: „Da ist kein Schwarz-Weiß-Denken, sondern sehr viel Grau, das ist überhaupt nicht engstirnig.”
Umso trauriger machen sie die Kirchenaustrittszahlen: „Unsere Kernbotschaft ist: Wir haben einen liebenden und zuwendenden Gott. Diese Botschaft will ich weitertragen. Ich erlebe auch viel Suchen bei den Leuten. Viele orientieren ja ihr Leben an christlichen Werten, ohne dass sie sich selbst Christen nennen würden.”