Am 16. Nov. 1886 verstarb Franziska Puricelli.
Sie war die Hauptstifterin des ehemaligen Waisen- und Krankenhauses in
Rheinböllen, dem heute unter Denkmalschutz stehenden Teil des
Puricelli-Stifts in Rheinböllen, Bacharacher Straße. Franziska Puricelli
wurde in einem Sarkophag in der Gruft unter der Marienkapelle im
Puricelli-Stift beigesetzt.
Wer war Franziska Puricelli und welche Bedeutung hat Sie noch heute für unsere Region?
Franziska Puricelli wurde am 4.5.1830 als 2. Kind von Heinrich und
Eugénie Puricelli geboren. Sie wuchs in ihrem Elternhaus auf der
Rheinböllerhütte auf. Die Gebrüder Puricelli betrieben dort eine
Eisenhütte mit 3 Hochöfen, 3 Kupolöfen und 2 Pochwerken. 1851 heiratete
Franziska ihren Cousin Carl (III.) Puricelli in der Pfarrkirche von
Stromberg, ihr gemeinsamer Sohn Heinrich (1852-1900) gründete den
Puricelli-Zweig in Kreuznach. Franziskas Eltern haben am 9.11.1864 die
Stiftung „Katholisches Waisenhaus zu Rheinböllen“, die heutige
Puricelli’sche Stiftung Rheinböllen gegründet, die zunächst ihre
Tätigkeit in einigen erworbenen Häusern ausübte. 1884 stellte Franziska
beträchtliche Mittel für den Neubau des Waisenhauses in Rheinböllen am
heutigen Standort Bacharacher Str. 11 zur Verfügung und beauftragte den
Kölner Architekten Heinrich Wiethase mit der Planung und Realisierung.
Am 8.9.1884 erfolgte die Grundsteinlegung. 1886 war das neue Waisenhaus
fertig gestellt und die Waisenkinder sind in den Neubau eingezogen.
Wiederum auf Initiative und mit Mitteln von Franziska entwarf Architekt
Wiethase den Erweiterungsbau mit Krankenhaus und Marienkapelle, die im
Nov. 1889 fertig gestellt wurden. Insbesondere die Marienkapelle aber
auch die Gesamtanlage hat heute eine hohe kunsthistorische Bedeutung.
Bis 1973 führten hier im Auftrag der Stiftung zunächst die Dernbacher
Schwestern und später die Monika-Schwestern ein Waisenhaus, einen
Kindergarten und ein Krankenhaus. 1976 wurde das Haus in ein Alten- und
Behindertenheim umgebaut und von der Familie Wicküler aus Stromberg
betrieben. Am 1.11.2006, also vor 10 Jahren haben die Franziskanerbrüder
vom Heiligen Kreuz aus Bad Kreuznach die Einrichtung in Erbbaupacht
übernommen, durch einen Neubau erweitert und in Gedenken an die Stifter
in „Puricelli-Stift“ umbenannt. Das alte Waisenhausgebäude wurde 2013
von ihnen in 13 Appartements für „Betreutes Wohnen“ umgebaut. In das
ehemalige Krankenhaus sind 2009 indische Ordensschwestern eingezogen,
die in der Altenpflege im Puricelli-Stift arbeiten und die Pfarrei in
der Seelsorge unterstützen. Das Puricelli-Stift in Rheinböllen
präsentiert sich heute unter der Leitung der Franziskanerbrüder vom
Heiligen Kreuz als eine moderne Wohn- und Pflegeeinrichtung mit
breitgefächertem Angebot von Betreutem Wohnen bis zur Tagespflege.
Vor mehr als 100 Jahren wurde von Franziska Puricelli mit ihrer Stiftung
der Grundstein für ein soziales Wirken in Rheinböllen gelegt, das bis
heute in einer unserer Zeit angepassten Form weiterlebt. Für Rheinböllen
hat sie eine herausragende, kunsthistorisch bedeutsame Anlage
karitativer Zweckbestimmung geschaffen, die 2001 zu Recht als
Denkmalzone unter Schutz gestellt wurde und die zu erhalten eine
wichtige Aufgabe unserer Zeit ist.
Die Stiftungstätigkeit von Franziska Puricelli hat sich jedoch nicht nur auf das Waisenhaus in Rheinböllen beschränkt [1].
Teilweise gemeinsam mit Ihrem Mann Carl (III.) hat sie in Bad Kreuznach
ein Krankenhaus, das Franziska-Stift (heute Psychosomatische Fachklinik)
gestiftet
[2] und weiterhin Kapellen in Rheinböllen, Daxweiler und Erbach. Sie war
Hauptförderin und Patronin der kath. Pfarrkirchen in Rheinböllen und in
Seibersbach in ihrer Errichtungsphase. Sie hat sich beteiligt an der
Erbauung bzw. Renovierung von ca. 10 kath. Pfarrkirchen und Pfarrhäusern
sowie deren Ausstattungen im Hunsrück-/Naheraum. So gehen ca. 20
kostbare Monstranzen, Reliquiare, Kelche, Vortragskreuze etc. auf
Franziska zurück. Hinzu kommen eine hohe Zahl an schönen und schönsten
liturgischen Textilien, Altären, Kanzeln, kunstvollen Glasmalereien
sowie Orgeln. So wird ihre Stiftungstätigkeit noch heute in der
Hunsrück- und Naheregion sichtbar. Schließlich unterstützte Franziska
Puricelli auch jahrzehntelang ärmere Personen in diesen Regionen direkt
oder über die meist katholischen Ortsgeistlichen.
[1] Constantin Graf von Plettenberg, Die Familie Puricelli- unter
besonderer Berücksichtigung von Franziska Puricelli, in „Die
Puricelli’sche Stiftung Rheinböllen“, Festschrift anl. des 150-jährigen
Bestehens, Bad Kreuznach 2014, S. 67
[2] Zu den Puricelli`schen Stiftungen in Kreuznach vgl. ausführlich die
am 24.11.2016 erscheinende Festschrift „750 Jahre St.-Nikolaus-Kirche“,
Gutenberg 2016

Franziska Puricelli
Franziska Puricelli
